Der Erwerb ethischer Kompetenzen in der Lehramtsausbildung aus der Sicht von Studierenden
DOI:
https://doi.org/10.11576/hlz-5434Schlagworte:
Kompetenzerwerb, ethische Kompetenz, Lehramtsstudium, Inklusion, SchuleAbstract
Die Veränderung der Schullandschaft hin zu einem inklusiven Bildungssystem geht mit vielfältigen ethischen Herausforderungen einher, die sich Lehrkräften im Umgang mit heterogenen Lerngruppen, bei der individuellen Förderung von Schüler*innen sowie der Realisierung ihrer Bildungschancen und sozialen Teilhabe stellen. In der inklusionsorientierten Lehramtsausbildung
wird der Erwerb ethischer Kompetenzen bisher jedoch vernachlässigt. Erstmals wurden Lehramtsstudierende (N = 517) im Rahmen einer Online-Befragung um Einschätzungen zum Bedarf und zur Relevanz einer ethischen Ausbildung gebeten. Studierende erachteten ethische Kompetenzen für ein breites Spektrum schulischer Aufgaben als notwendig; dennoch gaben nur 16,7 Prozent an, in ihrem bisherigen Studium entsprechende Kompetenzen erworben zu haben. Auch die Vermittlung weiterer Lehrkraftkompetenzen für die Tätigkeit in inklusiven Schulen wurde als gering ausgeprägt erlebt. Die Studierenden wünschten sich hier Kompetenzzuwächse und sprachen sich dafür aus, dass die Vermittlung ethischer Kompetenzen zukünftig im Lehramtsstudium einen höheren Stellenwert einnimmt. Als vorrangige Lern- und Kompetenzziele gaben sie an, ethische Entscheidungen kritisch reflektieren und in der Kommunikation mit Anderen argumentativ begründen zu können. Eine anwendungsbezogene Ausbildung zogen sie dem Erwerb ethischen Grundlagenwissens deutlich vor. Erfahrungen im Praxissemester hatten auf den Wunsch nach Vermittlung ethischer Kompetenzen in der Lehramtsausbildung keinen Einfluss. Es zeigten sich aber Bezüge zu einer positiven Einstellung zur schulischen Inklusion sowie zu Erwartungen bezüglich diverser Tätigkeiten und Arbeitsweisen von Lehrkräften in inklusiven Schulen. Insgesamt bringen die Ergebnisse zum Ausdruck, dass Lehramtsstudierende sich auf die ethische Dimension ihres pädagogischen Handelns in inklusiven Schulen nicht hinreichend vorbereitet fühlen. Ihr Wunsch nach einer berufsethischen Qualifizierung in der universitären Erstausbildung sollte in zukünftigen Studiengangsentwicklungen berücksichtigt werden.
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