Prozesse epistemischer Veränderung in der Auseinandersetzung mit einem komplexen Unterrichtsfall

Autor/innen

DOI:

https://doi.org/10.11576/hlz-5400

Schlagworte:

Politische Bildung, Epistemische Kognition, Lehrerbildung, Fallanalyse, Vignette (Methode)

Abstract

In diesem Beitrag wird gezeigt, wie Konzepte aus dem Bereich der Forschung zu epistemischer Kognition für die Untersuchung der professionellen Wahrnehmung von Unterrichtsfällen eingesetzt werden können. Dabei werden verschiedene Formen der Reflexion zu Aufgaben verglichen. Mit acht Lehramtsstudierenden wurden Think-Aloud-Interviews bei der Bearbeitung einer fallbasierten individuellen Lernumgebung durchgeführt. Diese umfasste eine Unterrichtsvignette sowie daran anknüpfende Aufgaben, die eine Positionierung zu unterschiedlichen Studierendenstatements, einem fachdidaktischen Text und zusätzlichen Kontextinformationen einforderten. Die eingesetzte Vignette schildert eine Situation im Rahmen einer Abschlussdiskussion einer Unterrichtseinheit zu einem der gescheiterten NPD-Verbotsverfahren. Die Vignette adressiert dabei u.a. für die Didaktik der politischen Bildung exemplarische Herausforderungen bei der Gestaltung von Kontroversität und den (fach-)didaktischen Umgang mit menschenfeindlichen Schüleräußerungen. Die Interviews wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse untersucht. Es zeigte sich, dass die Studierenden bei der Fallbearbeitung auf ähnliche Lese- und Deutungsprozesse zurückgriffen, wobei wichtige Elemente des Falles übersehen wurden. In anschließenden Aufgaben zeigten sich Unterschiede darin, wie die Interviewten mit fremden Positionen und neuen Informationen umgingen: Positionen, die anderen Studierenden zugeschrieben wurden, regten eher zu Widerspruch und Elaboration an. Als autoritativ wahrgenommene Quellen führten eher zu einer Suche nach Bestätigung, aber auch zu Prozessen des Hinterfragens eigener Annahmen. Die Übertragung von Kategorien des epistemischen Denkens auf die Untersuchung einer Auseinandersetzung mit Fallarbeit liefert wertvolle Hinweise zu wissenserzeugenden und -verarbeitenden Prozessen und daraus abzuleitenden Rückschlüssen für die Materialentwicklung.

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Veröffentlicht

2023-02-03

Zitationsvorschlag

Kindlinger, M., & Hahn-Laudenberg, K. (2023). Prozesse epistemischer Veränderung in der Auseinandersetzung mit einem komplexen Unterrichtsfall. HLZ – Herausforderung Lehrer*innenbildung, 6(1), 18–35. https://doi.org/10.11576/hlz-5400

Ausgabe

Rubrik

Empirische Beiträge zu Grundlagen, Rahmenbedingungen und Herausforderungen